2011_DSC_0013

 

2011_Wob als KE mit Ude Augenkontakt

 

2011_IMG_1507 Kopie

 

 

 

Eisner-Denkmal am falschen Ort

30. Mai 2011

Man könnte stolz sein in München auf die unblutige Revolution von 1918, mit der die Adelsdiktatur und die Völkerschlacht ihr Ende fanden und der Freistaat Bayern seinen Anfang. Man könnte einen zentralen Ort der Stadt nach dem ersten demokratischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner benennen.

Stattdessen eiert man seit Jahrzehnten herum, drückt sich hier und drückt da und dann kommt  ein gläsernes Ei heraus, ein grünlicher Glaskasten an einem abseitigen Ort, wo kaum jemand vorbeikommt. Mit einem verstümmelten Zitat, das wie aus einer Predigt wirkt.

Bei der unöffentlichen Übergabe an die nicht eingeladene Öffentlichkeit hielt der Oberbürger Ude vor den anwesenden HonoratorInnen eine Rede über den Wirtschaftsstandort München. (Hatte er vielleicht das falsche Manuskript im Kopf?)

Da erschien Kurt Eisner höchst persönlich (dargestellt von Wolfgang Blaschka), stellte sich neben den Redner, blickte ihn skeptisch von der Seite an, schüttelte immer wieder den Kopf, wies auf die Glaskammer und sagte schließlich: „Das – hat mit mir nichts zu tun.“

Bekanntlich oder unbekanntlich fühlte sich Ude als begnadeter Kabarettist und so sprach er mit einem wütenden Seitenblick ins Mikrofon: „WIR lassen uns von NIEMAND vorschreiben, wie WIR zu geDENKen haben.“ Da hatte er vier Betonungen und eine große Portion Humor in einem Satz untergebracht. Er weigerte sich, den ehemaligen Ministerpräsidenten zu begrüßen, der von der damaligen SPD bekämpft und denunziert und von einem rechtsextremistischen Killer ermordet wurde. Da kannte er keinen Pardon.

Als Kurt Eisner den Platz verließ um mit „den anderen Bayern“ einen Kaffee zu trinken, liefen ihm ein paar Polizeier hinterher, riefen „Herr Kastner, Herr Kastner“ und nahmen sehr irritiert seine Personalien auf. Eine Anzeige wurde nicht erstattet.