Der Militärschädel Hindenburg in Dietramszell ist weg.
1939 eine Woche vor dem Überfall auf Polen organisierte NSDAP-Mitglied Nr. 2 und Duz-Freund Adolf Hitlers, Hermann Esser, eine Feier zur Enthüllung eines von dem Nazi-Bildhauer Josef Thorak geschaffenen überdimensionalen Bronzekopfs des Reichspräsidenten Paul Hindenburg an der Klosterkirche von Dietramszell.
Hindenburg war der maßgebliche Militarist, der Hundertausende junger Männer für die Kriegsziele der deutschen Industrie und des kriegslüsternen Kaisers im ersten Weltkrieg in den Tod schickte. Er propagierte die sog. Dochstoßlegende, war Gegner der Weimarer demokratischen Verfassung, verhalf Hitler und den Nazis zur Macht, unterzeichnete jede Außerkraftsetzung der demokratischen Grundrechte und akzeptierte den Terror gegen politische Gegner und Juden.
Deswegen wurden nach 1945 Hindenburgstraßen umbenannt und Hindenburg-Denkmäler entfernt. Der Dietramszeller Hindenburg-Schädel wurde offenbar versteckt, aber nach ein paar Jahren wieder öffentlich zur Schau gestellt.
Kein Wunder: in Dietramszell wählten bereits 1932 über 55% der Wähler die Nazi-Partei und fanden es auch nach dem großen Völkermord schick, dass Hitler Ehrenbürger war und eine Bronzebüste seines Protegés Hindenburg, gestiftet von einem Nazi-Bildhauer, an zentraler Stelle des Ortes prangt.
Nach einigen Mühen wurde erst jüngst die Ehrenbürgerschaft Hitlers annulliert, aber der Bronzeschädel blieb. Ein Herr Schilcher, Nachfahre des Gastgebers des Sommerfrischlers Hindenburg meint, das solle auch so bleiben. Die Oberin des Klosters ließ durchblicken, dass sie den Militärschädel am liebsten los wäre. Eine Tafel, die im Auftrag der Gemeinde Dietramszell angebracht werden sollte, kommt offenbar nicht zustande. Was würde da schon draufstehen? Vermutlich gewundene Verharmlosungen.
Wir haben am 1. Juli 2014 ein bisschen nachgeholfen und den widerwärtigen Bronzeschädel von Hitlers Steigbügelhalter Hindenburg entfernt und dem Herrn Schilcher unters Kreuz gelegt, mit einer Pupille, die aus Kreuzen besteht – mit Haken daran.
Nun konnten sich die Dietramszeller im Lichte der Öffentlichkeit darüber beraten, ob sie den Militärschädel wieder aufrichten, ob sie ihn dem Museum für Bayerische Geschichte vermachen oder ob sie ihn einschmelzen wollen.
Große Aufregung in Dietramszell war die Folge, bis hin zu Morddrohung und einer symbolischen Exekution der Künstler per Galgen. Hinterfotzig und feige und es hat keiner was davon gesehen, gewusst oder gar gemacht …
Unseren Vorschlag fand auch das Bistum München-Freising gut, – nämlich den Bronzeschädel nicht mehr an die Klosterwand zu montieren, sondern im Museum für Bayerische Geschichte zu deponieren und dazu zu schreiben, wie die Nazi-Ikone nach Dietramszell kam und nach Jahrzehnten verschwand. Dem konnten sich die Salesianerinnen und die Bürgermeisterin und der EdelweißGalgenverein nicht verschließen …
Wolfram P. Kastner Friedo Niepmann Martin Stiefel