„Genossen, Wahrheit muss sein, auch wenn wir zugrunde gehen“ – Zitate:

Zur Pressefreiheit

„Die Pressefreiheit soll unangetastet bleiben. Aber Pressefreiheit ist ein bloßes Wort. Es gibt keine freie Presse. Es gibt nur eine Gewerbefreiheit für die Presse. Wie kommt die Presse, wenn man von der sozialdemokratischen absieht, zustande? Irgendein Kapitalist kauft oder mietet sich Druckereien, Maschinen, besoldet journalistisches, kaufmännisches und technisches Personal und lässt die Ware herstellen, die man Zeitung nennt. Immer mehr ist die Presse aus einem Werkzeug für die Verbreitung politischer und sozialer Ideen zu einem Gewerbe der Erzeugung von Profit oder zur Agentur kapitalistischer Interessengruppen geworden. Der Journalist spielt in diesem Getriebe nur die Rolle eines Handlungsgehilfen, der gegen seine eigentlichen Berufsgenossen den Nachteil hat, dass er mit seiner Arbeitskraft auch seine Gesinnung hergibt.“

Bekanntmachung vom 29.11.1918: „Man bemüht sich von allen Seiten mich aufmerksam zu machen auf die albernen Artikel, die eine gewisse Presse gegen meine Person richtet. Ich erfahre daraus allerlei interessante Bereicherungen meiner Biografie. Man erweist mir darin auch die Ehre, mich mit einem Familien- und Gewerbssinn zu begaben, der mir nur in geringstem Maße bisher beschieden war. Schon habe ich meinen gesamten Familienanhang in gut bezahlten Stellungen untergebracht. Besorgte Leute verlangen von mir, dass ich gegen solche Äußerungen, die doch nur eine Fäulniserscheinung des zusammengebrochenen Systems sind, einzuschreiten. Ich wiederhole, dass die Presse in voller Freiheit soviel Dummes und Kluges, soviel Anständiges und Schmutziges produzieren soll, wie es ihrem geistigen und moralischen Vermögen entspricht. Ich habe in den 4 ½ Kriegsjahren soviel Verachtung gegen diese Presse aufgehäuft, dass sie genügt, um mich für den Rest meines Lebens gegen jede Neigung zu festigen, auch nur polemisch mich mit ihr zu beschäftigen.“

Gegen Militarismus und Krieg:

  • Ich glaube, es würde wie eine Erlösung durch die Welt gehen, wenn es überall heißt, das Zeitalter des Militarismus, der stehenden Heere, der allgemeinen Wehrpflicht ist vorüber, das Zeitalter der schaffenden, friedlichen Arbeit hat begonnen.
  • „Sie aber verbürgen sich dafür, dass wir einen Verteidigungskrieg führen. Das ist nicht nur nicht beweisbar, sondern das Gegenteil ist schon jetzt über allen Zweifeln erwiesen.“ Kurt Eisner 1915
  • „In dieser Zeit des sinnlos wilden Mordens verabscheuen wir alles Blutvergießen. Jedes Menschenleben soll heilig sein.“       Kurt Eisner in der Nacht zum 8. November 1918

Parlamentarismus, Demokratie und Rätegedanken:

  • Fast sieht es so aus, als ob die Gesetzgeber früher keinen anderen Zweck verfolgt hätten, als die Gesetze so undurchsichtig zu gestalten, dass niemand sie verstünde außer den Eingeweihten, außer den „Führern“ der Nation. Künftig soll kein Gesetz geschaffen werden, das nicht der einfachste Mann im letzten Dorf versteht und beherrscht und deswegen auch ausführt.
  • Der bisherige Parlamentarismus litt darunter, dass die Parlamentarier so eine Art kleine Souveräne wurden, die unabhängig von den Wählern regierten. Sie waren auch Monarchen in ihrer Art, und so wurde die Teilnahme des Volkes begrenzt dahin, dass die Wähler alle fünf Jahre nach einer längeren Wahlagitation mit einiger Aufregung wählen, und dann überließen sie die politische Arbeit dem Parlament.
  • Wir verstehen unter Demokratie nicht, dass alle paar Jahre alle Bürger das Wahlrecht ausüben und die Welt regieren mit neuen Ministern und neuem Parlament. Wir, die wir eine neue Form der Revolution gefunden haben, wir versuchen auch eine neue Form der Demokratie zu entwickeln. Wir wollen die ständige Mitarbeit aller Schaffenden in Stadt und Land.
  • Die Räte sollen die Schulen der Demokratie werden, daraus dann sollen die Persönlichkeiten emporsteigen zu politischer und wirtschaftlicher Arbeit. Das ist der tiefste Sinn des Sozialismus: Selbsttätigkeit der Gesamtheit. … In den Arbeiter-, Soldaten- und Bauernräten, in der Stadt und auf dem Land, da kann jeder lernen, politisch und wirtschaftlich tätig zu sein. … Die Räte sind die Grundmauern der Demokratie, die Nationalversammlung, der Landtag ist die Krönung des Gebäudes.
  • Demokratie heißt nicht die Anerkennung des Unverstandes der Massen, sondern Demokratie heißt der Glaube an die Möglichkeit der Vernunft der Massen.
  • Es war ein Stück Überraschungsstrategie, mit der wir das alte Bayern aus den Angeln gehoben haben. Niemand hat vor zwei Tagen noch dergleichen für möglich gehalten und niemand hielte es heute für möglich, dass Einrichtungen jenes uns jetzt als graueste Vergangenheit erscheinenden Gestern wieder auferstehen können. Bayern ist gestern ein Freistaat geworden und wird ein Freistaat bleiben.

Schule und Bildung:

  • Schon das Kind muss dazu erzogen sein, wahrhaftig zu sein, Gesinnung zu haben und Überzeugung zu betätigen. Nichts ist widerwärtiger als Gesinnungslumperei, und nichts ist schamloser, als Seeelenzwang durch wirtschaftlichen Druck auszuüben.
  • Das gesamte Schulwesen soll einheitlich als Bildungsanstalt für alle ohne Unterschied der sozialen Herkunft ausgestaltet werden. Wir fordern gleiche Freiheit für die Schule wie für die Kirche, Schaffung eines Volksschulgesetzes mit fachmännischer Schulaufsicht, Neuregelung der Gehalts- und Rechtsverhältnisse der Volksschullehrer, Übernahme der Volksschullasten auf den Staat, Reform der Lehrerbildung, Änderung im Schulbetrieb, Heranziehung der Schüler zur Mitarbeit in der Gestaltung und Praxis ihres Schullebens, Verbreitung der Wissenschaften durch das ganze Volk, Heranziehung der breiten Massen zur Kunst.

Zur Kunst:

  • „Ich bin mir darüber nicht im mindesten im Zweifel, ein deutscher Staatsmann, der im Verdacht steht, ein Gedicht schreiben zu können, ist hinreichend verdächtig, von Politik keine Ahnung zu haben.“ In seiner Rede „Die Stellung der revolutionären Regierung zur Kunst und zu den Künstlern“ (3.1.1919 in der Sitzung des provisorischen Nationalrats).
  • „…..es gehört zu den deutschen Absonderlichkeiten, dass Politik etwas ganz Besonderes, dass Regieren eigentlich eine juristische Tätigkeit ist. Ich glaube, es war Bismarck, der gemeint hat, dass Regieren eine Kunst wäre und ich glaube allerdings: Regieren ist genauso eine Kunst wie Bildermalen oder Streichquartette komponieren“.
  • „Der Gegenstand dieser politischen Kunst, der Stoff an dem diese politische Kunst sich bewähren soll, ist die Gesellschaft, der Staat, die Menschen. Deshalb möchte ich glauben, dass ein wirklicher Staatsmann, eine wirkliche Regierung zu niemand ein stärkeres Inneres haben sollte, als zu den Künstlern, seinen Berufsgenossen“.
  • Ein Politiker, der kein Dichter ist, ist auch kein Politiker.

Persönliches:

  • „Man kann einem Mordanschlag auf die Dauer nicht ausweichen, man kann mich ja nur einmal totschießen“.
  • „Es bedrängte mich eine trübe Ahnung, als ob sich mein Schicksal bald vollenden könnte. Ich weiß, dass ich durch Gefahren wandere, die ich deutlich sehe und gegen die ich doch blind sein will. Aber ich kann nicht anders. Ich könnte niemals mehr frei atmen, wenn ich nicht jetzt das täte, was ich für meine Pflicht halte. Dieser persönlichen Verantwortung und Verpflichtung kann ich nicht mehr ausweichen – um meiner Seele willen. Aber ich gestehe, ich bringe damit ein schweres Opfer. Niemals war ich so innig und freudig ins Leben verflochten, wie in diesen Jahren: Ich hänge an Dir, an den Kindern, an der vielen Arbeit, die noch nicht getan, an den Gedanken, die in mir noch keimen, an dem Häuschen in der Stille, an den Büchern. Dennoch muss ich mir all dem spielen. Ich sehe klar das Licht in der Finsternis, zu dem ich wandern muss. Ich kann nicht los davon. Aber dieser Weg wird mir nicht leicht, gerade jetzt nicht, wo ich mich in der Blüte der Kraft unvollendet fühle…….“

Brief aus Berlin an Else Belli-Eisner

Aussagen anlässlich des Todes von Kurt Eisner:

  • Wir alle stehen noch unter dem Eindruck der furchtbaren Ereignisse vom letzten Freitag. Eisner, Genosse Eisner ist tot.

[…] Was er für das Proletariat bedeutet hat, das zeigte sich sofort an den Wirkungen, die sein Tod ausgelöst hat. Spontan     hat die Arbeiterschaft die Fabriken verlassen, spontan sind sie zusammengeströmt auf den Straßen, um ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen, um kundzugeben, was das Proletariat mit diesem Manne verlor. Proletarier, gleich welcher Richtung, alle Proletarier trauerten. […] Unsere Aufgabe aber ist es jetzt, uns unserer Verantwortung bewusst zu sein und Bayern, unserem Volke, über diese schweren Stunden hinwegzuhelfen. Das können wir am besten, wenn wir uns als Aufgabe setzen, das Vermächtnis des teuren Toten nun zu verwirklichen.

Am 25. Februar eröffnet Ernst Niekisch mit diesen Worten den Kongress der Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte.

  • “ Die hundert Tage der Regierung Eisners haben mehr Ideen, mehr Freuden der Vernunft, mehr Belebung der Geister gebracht, als die fünfzig Jahre vorher. Sein Glaube an die Kraft des Gedankens, sich in Wirklichkeit zu verwandeln, ergriff selbst Ungläubige.“   Heinrich Mann bei der Gedenkfeier im Odeon.
  • „Kurt Eisner, der Jude, war ein Prophet, der unbarmherzig mit den kleinmütigen, erbärmlichen Menschen gerungen hat, weil er die Menschheit liebte und an sie glaubte und sie wollte. Er war ein Prophet, weil er mit den Armen und Getretenen fühlte und die Möglichkeit, die Notwendigkeit, schaute der Not und Knechtung ein Ende zu machen. Er war ein Prophet, weil er ein Erkennender war, dieser Dichter, der zugleich von der Schönheit, die kommen sollte, träumte und den harten, bösen Tatsachen unerschrocken ins Gesicht sah.“  Kurt Landauer.